Jena Winzerla hat einen Stadtteilgarten

  • 6. Mai 2013
Jena Winzerla hat einen Stadtteilgarten

Jena Winzerla. Ob Studenten, Arbeitslose, Arbeitnehmer, Familien – die Gruppe der Gemeinschaftsgärtner ist bunt gemischt.

Ein Team im Alter von Mitte Zwanzig bis Ende Fünfzig. Und alle haben ein Ziel – das gemeinsame Bewirtschaften des Gartens, der sich über eine Fläche von circa 1600 Quadratmetern erstreckt. Schließlich wollen wir neben dem Gärtnern einen Ort der Kommunikation, Bildung und Kultur schaffen, in dem sich Jung und Alt begegnen können.

Nachfolgend wollen wir die einzelnen Schritte rekapitulieren. Einerseits zeigt es die Genese des Prozesses, andererseits können wir so vielleicht einige Ideen und Anregungen vermitteln.


Aktivierung und Beteiligung


Der Stadtteilgarten Winzerla ist ein initiiertes Projekt, das in Kooperation zwischen der Ernst-Abbe-Fachhochschule Jena und dem Stadtteilbüro Winzerla entstanden ist. Vier Studentinnen aus dem Fachbereich Soziale Arbeit begleiteten in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilbüro Winzerla den Entstehungsprozess.

Von Anfang an sollen hier die Bürger am Projekt beteiligt werden. Immerhin sind es diejenigen, die letztendlich den Garten nutzen werden. Deshalb soll hier nicht FÜR die Bürger, sondern MIT ihnen geplant werden.

Stadtteilgartentreffen am 27.03.2012

Stadtteilgartentreffen am 27.03.2012

Beteiligung bringt hierbei viele Vorteile mit. So können die Bewohner ihr Umfeld aktiv mit- und umgestalten, was zu einer stärkeren Identifikation mit dem Wohnort führt. Außerdem wird eine Imageaufwertung für den Stadtteil Winzerla erreicht. Ein weiterer Vorteil ist die Fehlervermeidung. Die Bürger, die sich an dem Projekt beteiligen, bringen Wissen mit. Durch die unterschiedlichen Erfahrungen und multiperspektivische Sichtweise können Planungsfehler schon zu Beginn vermieden werden. Weiterhin führt Beteiligung zu einer gegenseitigen Wissensvermittlung. Einerseits wird den Bürgern Verwaltungshandeln verdeutlicht, anderseits partizipiert „Stadtverwaltung“ vom Wissen der Bürger. Voraussetzung ist hier ein transparenter Prozessverlauf. Damit Beteiligung stattfinden kann, ist zunächst die Aktivierung von Bedeutung. Aktivierung meint, „alle Techniken, mit denen einzelne Personen oder Personengruppen im Quartier angesprochen und in Kommunikation (miteinander) gebracht werden können“, so Thomas Franke. Der Ansatz der Aktivierung und Beteiligung spiegelt sich im folgenden Verlauf wider.


Projektverlauf


Projektbeginn

Im August 2011 traf sich das Studententeam mit Andreas Mehlich zu einem Stadtteilrundgang in Winzerla. Neben dem Kennenlernen des Stadtteils lag der Fokus auf der Suche nach möglichen Flächen für den Garten. Zum nächsten Treffen gab es dann eine interne Diskussion zu den potenziellen Flächen. Außerdem wurden erste Ideen und die Projektziele auf Papier festgehalten.

Nach der internen Klärung erfolgte die Bekanntmachung des Projektes. Es wurden dabei Medien wie die Stadtteilzeitung Winzerla und die Internetplattform Jenapolis genutzt. Weiterhin gab es einen dreitägigen Informationsstand vor dem REWE-Markt.

Neben der Öffentlichkeitsarbeit führten die Studentinnen zusätzlich Gespräche mit den Akteuren der Kinder- und Jugendarbeit durch, wie dem Jugendzentrum Hugo und dem Freizeitladen Winzerla. Gemeinsam wurde besprochen, ob und in welcher Form sich die Einrichtungen am Projekt beteiligen werden.

Auftaktveranstaltung

Das erste gemeinsame Treffen fand im Oktober 2011 im Stadtteilbüro Winzerla statt. Zu dieser Veranstaltung kamen einige Bürger, die sich für die Gartenidee interessierten. Die Anwesenden konnten zum Treffen ihre Vorstellungen und Wünsche äußern. Weiterhin stellte das Team die potenziellen Flächen vor, die gemeinsam diskutiert wurden. Schnell war klar, dass eine Fläche zwischen zwei Wohnblocks für die Bürger nicht in Frage kam.

Planungsprozess

Zum nächsten gemeinsamen Treffen im November 2011 unternahmen die Stadtteilgärtner eine Vor-Ort-Besichtigung der möglichen Flächen. Das Abwägen der Vor- und Nachteile führte letztendlich zu zwei Favoritenflächen. Zum einen eine dicht bewachsene und verwilderte Fläche oberhalb von Winzerla, die durch ihre Natürlichkeit überzeugte, zum anderen eine zentrale Fläche beim ehemaligen Jugendklub Hugo, die gut erreichbar ist.

Im nächsten Schritt musste nun die Nutzungsmöglichkeit mit den Eigentümern der Flächen abgeklärt werden. Durch diesen Klärungsprozess stagnierte die weitere Planung. Da die Flächen der Stadt gehören, durchläuft die Prüfung auf Nutzungsmöglichkeit mehrere Abteilungen innerhalb der Stadtverwaltung. Die Bewilligung erfolgte dann im Januar 2012.

Nun konnte konkret geplant werden. Da im Laufe des Planungsprozesses neue Teilnehmer hinzukamen, wurden zunächst die beiden Favoritenflächen erneut diskutiert und es folgte eine Abstimmung zu den beiden Flächen. Es wurde für das Areal beim ehemaligen Hugo als zukünftige Gartenfläche votiert.

Bei der nun folgenden Planung zeichnete erst einmal jeder seine eigenen Vorstellungen zum Stadtteilgarten in den Grundriss ein. Anschließend wurden die Ideen gebündelt und es folgte ein gemeinsamer Entwurf.

Arbeiten am Entwurf für den Stadtteilgarten, 23.01.12

Arbeiten am Entwurf für den Stadtteilgarten, 23.01.12

Dieser wurde bei einem späteren Treffen auf der Gartenfläche überprüft. Das heißt, kann das auf Papier geplante Konzept tatsächlich umgesetzt werden. Letztendlich wurden nur kleine Änderungen vorgenommen.

In einem nächsten Schritt besprachen die Stadtteilgärtner die Gartenregeln. Da der Stadtteilgarten aus einem Kulturbereich und einem Gartenbereich bestehen wird, wurden auch analog die Diskussionsgruppen gebildet. In beiden Gruppen wurden darüber hinaus allgemeine Regeln aufgestellt, so zum Beispiel, dass es einen Ansprechpartner geben muss, Alkoholgenuss erst ab 16 Uhr gestattet ist und Hunde nur angeleint auf die Fläche dürfen. Neben den Gartenregeln war auch die Rechtsform ein wichtiger Punkt. So wird die Garteninitiative an einen gemeinnützigen Verein, hier „Hilfe vor Ort e.V.“ angedockt. Dieser Verein unterstützt partizipative Projekte und Initiativen. Die Rechtsform ist notwendig, um Spendengelder zu akquirieren, Verträge mit der Stadtverwaltung oder Eigenbetrieben der Stadt abzuschließen.


Umsetzungsphase und Ausblick


2012
Ab Juni erfolgt die Umsetzung auf der Gartenfläche. Die letzten Angebote aus den Baumärkten wurden eingeholt und die weitere Vorgehensweise diskutiert. in Holzzaun gesetzt. Im August und September stellten wir fünf Hochbeete auf.

2013
Nach dem Abklingen der kalten Temperaturen erfolgten im April die ersten Garteneinsätze. In den Hochbeeten gedeihen die ersten Pflanzen. Ebenfalls wurde ein Kartoffelacker und ein Maisbeet angelegt. Nach der Installation des Wasseranschlusses pflanzten wir Anfang Mai die Hecke. In Planung ist die Aufstellung eines Geräteschuppens und eines Wohnwagens.

Und wir haben einen neuen Kooperationspartner gewonnen, die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW). Die Teilnehmer aus dem BIWAQ-Projekt unterstützen uns zukünftig bei den Garteneinsätzen. Der Garten macht nicht nur Arbeit, sondern bereitet auch Freude, wenn gegraben, gesät und gepflanzt wird und es voran geht!


Mehr Informationen über den Stadtteilgarten


Über den Projektverlauf bis August 2012: Dokumentation Praxisprojekt

Alle Beiträge und Neuigkeiten über den Stadtteilgarten in Winzerla: Stadtteilgarten in Jena Winzerla


Kontakt


Stadtteilbüro Jena Winzerla
Ansprechpartner: Julia Hartmann, Andreas Mehlich
Hilfe vor Ort. Verein für soziale Arbeit e.V.
E-Mail schreiben: stadtteilgarten@winzerla.com